Wahre Künstler im Kloster Metzingen
Die Mönche im Kloster brauen nicht nur hervorragendes Bier, sie geben auch jeder Flasche eine persönliche Note mit auf den Weg. In den tiefen Kellern des alten Klosters sitzen die alten, meist halb erblindeten Brüder bei Kerzenschein in Ihrem Gestühl und bemalen die Kronkorken. Handbemalte Verschlüsse für ein ausgezeichnetes Bier!
Es begab sich, dass ich häufig an Ort ging der mich innerlich aufgerieben und körperlich wie seelisch gestresst hat. Aus dem nichts kam ein Mönch und zeigte mir Wege, wie ich aus meiner misslichen Lage entkommen kann. Hin und wieder unterhielten wir uns, in unseren dunklen Räumlichkeiten. Blickten sehnsüchtig nach oben, wo ein karges Oberlicht, wenige Sonnenstrahlen zu uns herunter auf den Boden der Tatsachen scheinen ließ. Eines Tages gab er mir dann einen handbemalten Kronkorken. Mir war sofort klar, dass das etwas ganz Besonderes war. Denn ich wusste auch dass die Mönche nicht viel besitzen. Selbst Ihre Haare spenden sie der Gemeinschaft für die Herstellung der Pinsel für ihre Kleinkunst.
Es klingt jetzt vielleicht nicht glaubwürdig aber ab diesem Moment ging es mir besser. Ich begriff ein Teil des großen Ganzen zu sein und meinen Beitrag zu leisten. Von einem gedanklichen -was will jetzt diese Person schon wieder von mir- hin zu -schön, dass ich Dir helfen darf-. Und es ist doch so, dass wir im Überfluss leben! Warum nicht mal etwas zurückgeben. Aber dazu später. Vielmehr wurde mir von dem kleinen Kronkorken klar, dass unser Streben uns so weit gebracht hat, dass es manchmal zu viel ist. Eine kleine Weissblech Ronde mit der persönlichen Note eine anonymen Mönchs trug ich ab da für die nächsten Monate bei mir.
Zurückgeben
Es ist nun mall so, man kann nicht nur nehmen, man muss auch mal zurückgeben. Egal ob der Natur oder auch einem Mönch. Da mir immer viel gegeben wurde und ich gelernt habe auch etwas zurückzugeben, wollte ich unbedingt dem Bruder etwas geben. Er zeigte mir den Raum mit dem Gestühl seiner malenden Brüder. Ich erkannte, dass durch eine fehlende Rückwand im Gestühl, den Mönchen ein unangenehmer Zug am Steiß bescheren musste, also fragte ich ihn, ob ich Abhilfe schaffen dürfte. Und da ich gerne mit zwei Klatschen auf eine Fliege einschlage, wollte ich auch gleich noch etwas Licht ins Dunkel bringe.
Eine einfache, persönliche Rückwand für ein Möbelstück
Mit der Zeit sammelt sich in einer Werkstatt viel Zeugs an. So, hatte ich mir gedacht machste mal was, ohne viel zu kaufen. Außer natürlich die Rückwand selbst. MDF 8mm 1,5 x 0,7m hat man nicht einfach so rumstehen. Um die Rückwand mit Holz zu verzieren eine Eichenbohle die nur 1,8m lang war und schon liegende Jahresringe hatte. Ein Stückchen Sperrholz, Epoxi, Pigmente und Farbtinte, LED-Streifen, Steckdose, Lack und Schellack und es wurde immer mehr und da ich nicht wusste ob es auch „ankommen“ wird, blieb es spannend bis zum Schluss.
Der Kronkorken oder so könnte man auch Kirchfenster machen
Zu Beginn hatte ich nur eine vage Vorstellung von dem was es mal werden sollte. Nur eins war klar: Ein Kronkorken muss dabei sein. Mein erster Gedanke war ich besorge buntes Glas, schneide es aus, mache an den Rand Kupferklebeband und verlöte alles. Mit Inkscape habe ich begonnen eine Grafik des Bildes zu erstellen – ein Schnittmuster. Knapp 60 Einzelteile sollten für das Bild benötigt werden. Entschieden zu viel. Das muss auch anders gehen. So kam ich auf die Idee das Bild aus Sperrholz zu lasern.
Der entstandene Rahmen wurde lackiert und auf eine mit Frischhaltefolie bezogene Platte geklebt. Anstatt der bunten Glastücke habe ich dann einfach die Zwischenräume mit Epoxi in der entsprechenden Farbe ausgegossen.
Wegweisende Enscheidungen
Schon war es an der Zeit mir Gedanken, um die Auftrennung der Bohle zu machen. Also musste ich mich gewissermaßen festlegen. Das Bild soll in einen Kronkorken Rahmen, wobei die Bohle zu schmal war, also brauche ich Leimholz. Rahmen und Bild sollen gehalten werden und im Hintergrund Leisten. Also habe ich die Bohle erstmal abgerichtet und die verbliebenen 55mm Dicke in 2 x 14mm und den Rest an der Bandsäge aufgetrennt.

Eichenbohle
Beim Entfernen der Rinde konnte man schon Gänge von kleinen Tierchen sehen, welche es sich einst unter der Rinde gemütlich gemacht hatte. Zur Sicherheit habe ich nach dem Aufsägen nochmals genau nachgeschaut und behandelt.

Leimholz
Aus einem Teil der 14mm Bretter konnte ich ein Stück Leimholz herstellen. Darauf habe ich die Außenform des Bild übertragen, dann mit der Oberfräse grob freigestellt und mit dem Stecheisen vollendet.

Eingepasst
Hätte ich mir auch einfach machen können, wäre das Bild nur Rund gewesen. Mit leichter Spannung kann man das Bild jetzt "reinclipsen" und es hält von selbst. Später sollen dann Metallecken, wie man es von alten Fenstern kennt, das Bild halten.
Kronkorken nimmt Form an
Da ich beabsichtige das Bild von hinten zu beleuchten, muss natürlich die Mitte raus, was dann die Verleimte Fläche extrem schwächt. Also habe ich zunächst das Leimholz auf eine Tischlerplatte verklebt und dann ausgesägt. Einen Auflagering von ca. 5mm habe ich stehen lassen.
Im nächsten Schritt habe ich die typische Außenform des Kronkorkens konstruiert und mit der Bandsäge grob ausgesägt. Mit einem Stück Sperrholz als Vorlage und einem Kopierfräser dann in Form gebracht. Da der Frästisch schon mal aufgebaut war, habe ich auch gleich die Kanten angefast.
Wiederum per Hand wurden dann die seitlichen Nuten eingestemmt und die seitlichen Bretter eingeleimt. Diese hatten noch einen schönen hellen Splintanteil und die restliche Farbe konnte ich mit Peroxid schön hell bleichen.
In der Zwischenzeit hatte ich bereits die MDF-Platte zufriedenstellend schwarz lackiert, so dass ich mit den unregelmäßigen Latten und den LED einen Eindruck gewinnen konnte wie das später wirken könnte.
Dabei habe ich festgestellt, dass es besser wirkt, wenn da wo die LEDs hinkommen, der Hintergrund hell ist. Also die schwarze MDF-Platte abgeklebt und mit Weißlack den Hintergrund hell lackiert. Dann kam da noch eine Klapplade rein. Aus dem etwas dickeren Brett habe ich Leisten von Hand gesägt. Ohne Anschlag um ein Unregelmäßigkeiten zu erhalten. Die Leisten habe ich dunkel geräuchert, so dass ein maximaler Kontrast zum Kronkorken entsteht.

heller Hintergrund
Dadurch wird das Licht der LED besser reflektiert Durch die ungleichmäßigen Leisten entsteht eine unregelmäßige Ausleuchtung

Versteckte Kipplade
Muss man ja nicht gleich sehen, dass da was ist. Die Leisten wurden schräg gesägt. Dadurch wirken sie als Anschlag für die Kippbewegung und optisch fällt der Spalt weniger auf.

Elektroeinbau
In die Kipplade kommen eine normale Steckdose, ein Kippschalter um das LED Netzteil spannungsfrei zu machen und ein Dimmer, um die gewünschte Lichtintensität einzustellen.
Abschluss
Da die MDF-Kanten nicht unbedingt haltbar sind, bekam das Gesamtwerk noch einen Rahmen, wobei ich seitlich die Leisten mit eingepasst habe, so halten die dann auch formschlüssig und ich muss nicht dauerhaft auf den Kontaktkleber vertrauen. Alle Holzteile habe ich mit Schellack behandelt. Erst feingeschliffen, dann mit einem Füller die Poren gefüllt, nochmals verschliffen und abschließend mit einem Ballentuch poliert. Zum Schluss habe ich noch ein paar Holznägel aus Zwetschgenholz gemacht – zur Deko :-).
Ob das jetzt den Mönchen direkt hilft oder nicht, weiß ich nicht, aber ich konnte was zurückgeben. Danke, dass ich verstanden habe, dass es auch anders geht! Nur da zu sein und schauen, dass man irgendwie heil rauskommt ist nichts auf Dauer – aber man hat ja schließlich die Wahl.










